Franz Josef und der Gletscher

Dass ich nach Franz-Josef fahre war gar nicht mal so sicher, wie ich es in meinem letzten Beitrag geschrieben hatte. Ich ließ mich vielmehr dahintreiben mit dem Ziel, einen der beiden an der Westküste gelegenen Gletscher (Fox oder Franz Josef), die nur ca. 45 Minuten Fahrzeit auseinanderliegen, zu besichtigen.

Wie gewohnt, gab es auch auf diesem Weg etliche gute Gründe anzuhalten. Vor allem jetzt wo ich nach meinem Erfolg beim Angeln dem Angeln verfallen war und der Weg dorthin ein paar Flüsse und einen See zu bieten hatte:

Nächster Halt war dann das kleine Dorf Fox. Immer noch ohne Handyempfang jedoch so wie es mir schien ebenfalls ohne Unterkunft! Fox ist nicht wesentlich größer als Haast, aber aufgrund des Gletschers deutlich überlaufener. Nachdem mich ich im Holidaypark und in einem Hostel vergeblich nach einer Unterkunft erkundigt hatte, entschied ich, weiter nach Franz Josef zu fahren.

Gute Entscheidung, denn mit der Magie des Handyempfangs (und wahrscheinlich einer Portion Glück) fand ich hier dann in einem Hostel ein Bett für die nächste Nacht und das obwohl mir Franz Josef noch überlaufener zu sein schien als Fox. Entlang der Hauptstraße war jedes Cafe oder Restaurant gut gefüllt mit Touristen und es wuselten haufenweise kleine Grüppchen in der Gegend herum begleitet vom andauernden Lärm der startenden und landenden Gletscherausflugshelikopter. Nach Haast eine etwas gewöhnungsbedürftige Atmosphäre.

Blieb noch die Frage, wie ich denn den Gletscher erkunden wollte? Da ich noch nie in einem Helikopter gesessen war, hat es mich gereizt, das mal auszuprobieren. Mit bedecktem Himmel am nächsten Tag hätte dies jedoch in einer Enttäuschung enden können. Da der Wetterbericht (teilweise bewölkt) in der Hinsicht nicht hilfreich war, blieb mir nur die Option, das Wetter am nächsten Tag abzuwarten.

Ein kurzer Besuch im Supermarkt, einchecken im Hostel, Nahrungsaufnahme in einem der Restaurants an der Hauptstraße und eine gepflegte Konversation mit einem US-Amerikaner im Hostel über das Für und Wieder des amerikanischen Lifestyle und schwups war dann auch dieser Tag vorbei.

Der nächste Tag sah dann tatsächlich gut aus. Es schien wirklich nur teilweise bewölkt zu sein und so zögerte ich nach dem Frühstück nicht lange, mein besonderes Erlebnis – einen Helikopterflug zum Gletscher zu buchen! Zwei Stunden später war es dann so weit und es ging zum Landeplatz direkt um die Ecke:

Sicherheit geht natürlich vor: Die Regeln sind recht simpel: der Heckrotor und der obere Rotor sind böse und können einem Schmerzen zuführen. Deshalb immer auf den Piloten hören…. Dies zu vermitteln dauerte jedoch etwas länger, da die chinesischen mitreisenden nur eine Person dabei hatten, die auch nur halbwegs der englischen Sprache mächtig war, was natürlich zu etlichen Rückfragen der nicht englischsprachigen Passagiere führte….
Ich habe die Erläuterungen des mich immer wieder mit wehleidigem bis genervtem Blick anschauenden Einweisers mit einem Grinsen und Kopfnicken quittiert und innerlich herzhaft über die Situation gelacht 🙂

Als dann endlich alle Unklarheiten beseitigt waren, ging es endlich zum Helikopterplatz….

Wo dann auch nur wenige Minuten später unser Helikopter ankam, die Passagiere ausstiegen lies und mich und die vier Chinesen auf die freien Plätze im Helikopter verteilte. Nun war der Höhepunkt der Spannung gekommen und es ging aus ohne großes Zögern los….

Bestandteil des Helikopterfluges war neben dem Flug als solches eine Landung auf einem der beiden Gletscher (in diesem Fall Franz Josef Gletscher) und somit der Möglichkeit, sich in Ruhe (~10 Minuten) dort oben umzuschauen und die gewaltigen Schnee- und Eismassen zu bestaunen. Erstaunlich ist zudem, dass jährlich 50 Meter Schnee auf den Gletscher fallen, was dazu führt, dass sich der Gletscher täglich bis zu 70 cm Richtung Tal (sehr viel für diese gewaltigen teilweise mehr als 100 Meter dicken Eismassen, die sich da auf 12 Km Gletscherlänge erstrecken) fortbewegt.

Mein erster Gedanke dort oben war: Ich brauche eine zweite Sonnenbrille! Durch die Reflektion der Schneemassen dort oben kombiniert mit der sommerlichen Sonne ist es derart hell, dass man einen kurzen Moment braucht, eh man die Umgebung richtig erfassen kann. Nach diesem kurzen Moment musste der Ausblick natürlich in digitaler Form festgehalten werden:

 

Es waren exakt 10 Minuten dort oben auf dem Gletscher, die sich wie maximal 4 anfühlten und dann ging es entlang des Franz Josef Gletschers zurück ins Tal:

Um den Gletscher dann auch wirklich von allen Perspektiven aus betrachtet zu haben, machte ich dann noch den Walk zum Fuße des Gletschers. Dies war zudem eine gute Gelegenheit, Max und Shani nochmal zu treffen, die inzwischen auch in Franz Josef angekommen waren und den gleichen Plan hatten.

Wohin war nun die Frage! Und mir wäre es am liebsten gewesen, diesen aufregenden Tag ganz gemütlich ohne viel Fahrerei in Franz Josef ausklingen zu lassen. Diesmal ging diese spontane Rechnung jedoch nicht auf, denn ganz Franz Josef war (wahrscheinlich, weil für den nächsten Tag ein Wetterumschwung anstand und noch alle schnell einen Helikopterflug machen wollten) ausgebucht! Mein Plan? Einfach mal losfahren und schauen, wohin es mich verschlägt….

Wie man bereits am Foto des Whataroa rivers erkennen kann, näherte sich der Tag so langsam dem Ende entgegen. Eine Unterkunft hatte ich immer noch nicht gefunden und um ehrlich zu sein vor lauter Fahren und Fotografieren auch kaum noch dran gedacht. Trotzdem hielt ich auch am Lake Ianthe an, um dort nochmal mein Angelglück zu versuchen. 4 Fische in 25 Minuten! Leider nur Rotfedern (nur schwer genießbar, da viele Gräten). Die Einheimischen dort, die das beobachteten, baten mich drum, die Fische nicht wieder frei zu lassen, sondern diesen besonders reporduktiven und gewässerverändernden eingeschleppten Fisch (in Neuseeland auch Pestfisch genannt) zu töten. Nach der vierten Rotfeder hatte ich dann keine Lust mehr und beobachtete lieber die herrlichen Farbstimmungen, die von der untergehenden Sonne produziert wurden:

Und hier das Ganze nochmal in einem großen Panorama:

Klingt nach einem wunderschönen Ausklang des Tages?

Ja, wenn da nicht das mit der Unterkunft gewesen wäre. Als ich dann gegen 21:30 Uhr in Hokitika angekommen war, hatten bereits alle Check-In der Unterkünfte geschlossen und so blieb mir nichts anderes, als mir einen ruhigen Platz zu suchen und in meinem Auto zu schlafen. Passend zur Situation regnete es inzwischen wie aus Kübeln…

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