Auf der Nordinsel – von Wellington bis Paraparaumo

Da war er wieder, der Wehmut, die Südinsel hinter mir gelassen zu haben, als ich das geschäftige Treiben in Wellington – der Hauptstadt Neuseelands – um mich herum hatte. Der Gedanke daran, eines Tages wieder zurückkehren zu können baute mich etwas auf. Einen Kilometer brauchte es, bis ich zum – mit 47 NZD recht teuren – Hostel kam.

Etwas gutes hatte die Großstadt jedenfalls – das WLAN war ausgesprochen gut. Nachdem ich meine letzten Essensvoräte in der Pfanne zu einem Abendessen fusioniert hatte, machte ich mich daran, endlich wieder etwas in diesen Blog zu schreiben.

Relativ unmotiviert startete ich in den nächsten Tag. Ab 13 Uhr wartete ein neuer Leihwagen auf mich gut einen Kilometer vom Hostel entfernt. So nutzte ich die Check-Out Zeitbis 11 Uhr voll aus, bunkerte mein Gepäck noch für die Zwischenzeit im Hostel und nutzte die Zeit für die Suche nach einem Frühstück.
 
Vollgepackt kam ich pünktlich an der Mietwagenstation an und machte mich sogleich mit meinem – dank eines Upgrades – angenehm groß ausfallenden Toyota Corolla auf den Weg, die Gegend zu erkunden. 
 
Wirklich groß kommt einem die 200.000 Einwohner fassende Stadt Wellington gar nicht vor. Es herrscht zwar ein geschäftiges Treiben, aber dadurch, dass viele Einwohner in den zahllosen Hügeln rund um das Stadtzentrum leben, ist man sehr schnell durch den wirklich städtisch geprägten Teil durch.
In drei Himmelsrichtungen ist man schnell am Meer und die Küstenstraßen dort lassen sich sehr angenehm fahren.
Genau davon machte ich Gebrauch und ließ den Wagen Kilometer um Kilometer die Küste entlang rollen.
Zurück im Zentrum steuerte ich noch erfolglos einen Angelshop an, der spontan heute geschlossen hatte, wie das Schild an der Ladentüre verkündete. In der unmittelbar daneben befindlichen Einkaufsstraße setzte ich mich in eine Bakery und suchte bei einem Cappuccino nach der Unterkunft für die nächste Nacht.
In Wellington war so gut wie alles ausgebucht und das wenige verfügbare teurer als ich mir leisten wollte.
Selbst das große überteuerte Hostel der letzten Nacht hatte keinen Platz mehr frei.
Der Cappuccino war schon längst leer, da fand ich über AirBnB 20 KM ausserhalb von Wellington in Lower Hutt eine Unterkunft.

Auf dem Weg nach Lowerhutt machte ich dann Bekanntschaft mit einem mir schon fast in Vergessenheit geratenen Phänomen: Dem Berufsverkehr! Die Bundesstraße 1 ist ab Wellington Hafen trotz ihres mehrspurigen Ausbaus quasi ein Nadelöhr zu den vielen dahinter liegenden Orten. 

Einige Zeit später als ich es mir gewünscht hätte kam ich dann endlich an meiner in einem kleinen Wohngebiet gelegenen Unterkunft an. Der Gastgeber war nicht da, dafür jedoch zwei längerfristige Mitbewohner des Gastgebers, die mich freundlich empfingen. Die beiden chinesisch stämmigen Mitbewohner waren sehr interessiert mehr über meine Reise und über mein Heimatland Deutschland zu erfahren. Ich wiederum fands interessant, mir die Geschichte eines der beiden anzuhören, welcher erst seit einem Jahr in Neuseeland wohnte und gerade mit der Planung beschäftigt war, seine Frau und sein Kind nach Neuseeland nachzuholen. Gut unterhalten verging der Abend recht schnell ….

 

Ganz im Zeichen der Frage „Wie geht´s nun weiter?“ stand dann der nächste Morgen. Mit einem Erdnussbuttersandwich bewaffnet philosophierte ich in meiner Unterkunft in Lowerhutt über diese Frage. Wellington hätte durchaus noch einiges zu bieten gehabt. Aber die knappen 3 restlichen Wochen in Neuseeland und die Unterkunftssituation in Wellington gaben den Ausschlag. Aus der Vielfalt der Möglichkeiten, die es in Wellington zu entdecken gab, entschied ich mich für den Wildschutzpark Zealandia unweit des Stadtzentrums, bevor es dann am Nachmittag in Richtung Norden gehen sollte. 

Zealandia ist ein 225 Hektar großer Wildschutzpark nur 3 KM vom Stadtzentrum von Wellington entfernt.

Die Gründer dieses Parks haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesen komplett umzäunten Park raubtierfrei zu halten, so dass viele der durch die eingeschleppten Raubtiere und Seuchen bedrohten Arten hier einen Raum haben und somit das Aussterben weiterer Arten in Neuseeland zu verhindern. Neben den Tierarten wurden hier auch vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten wiederangesiedelt, die zuvor von der boomenden Stadt Wellington fast gänzlich aus der Region vertrieben worden waren.

Ein beeindruckendes und leider auch notwendiges Projekt. Die baumkahlfressenden und eierklauenden Allesfresser – die Opossums – waren mir ja schon auf der Südinsel begegnet.

Es wurde mir schon etwas mulmig zumute, dass es einen solchen Aufwand bedarf, um die evolutionär nicht auf die Eindringlinge eingestellten Tierarten Neuseelands vor dem Aussterben zu retten. Und gleichzeitig wurde mir klar, wie aussichtslos dieser Kampf im großen, vielfach unbewohnten Neuseeland doch ist. So gesehen wars die beste Idee, meine letzte Unternehmung in Wellington hier zu machen und mit meinem Eintrittsgeld dieses Projekt zu unterstützen.

Zu sehen bekam ich dann als Dank tatsächlich noch einige Arten, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte, aber auch bekannte Arten:

Aber nicht nur Fotomöglichkeiten ergaben sich auf der großen Runde durch Zealandia. Ganz besonders habe ich mich gefreut, als ich einen Tui direkt vor die Linse bekam, der gerade seinem verstörenden bis lustigen und in ganz Neuseeland hörbaren Gesang herausposaunte:

Mit diesen schönen Eindrücken im Gepäck machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden. Eine Unterkunft hatte ich – wie inzwischen schon fast normal – natürlich bis kurz vor knapp noch nicht. Kilometer um Kilometer ließ ich mich durch die recht monotonen Vororte von Wellington treiben. Unterwegs fand ich dann auch noch einen Angelshop, bei dem ich mich mit einem neuen Blinker eindeckte.

Da wir inzwischen schon 19 Uhr hatten, wurde es so langsam Zeit, nach einer Unterkunft ausschau zu halten. Nach einer abermals längeren Suche wurde ich dann über AirBnB in Paraparaumo fündig. Von den rund 55 Km, die es von Wellington entfernt ist, waren nur noch 20 Km zurückzulegen. Ich schrieb meiner Gastgeberin, dass ich etwas später komme, denn vorher wollte ich auf jeden Fall noch etwas essen.

An Paraparaumo Beach schien es mir perfekt. Das Wetter war gut, ausreichend Parkplätze vorhanden und jede Menge freie Bänke mit Tischen in einer kleinen Parkanlage direkt am Beach mit freiem Blick auf das Meer und dem sich so langsam ankündigenden Sonnenuntergang. Beim Chinesen „China Beach“ gab´s dann noch ein Reisgericht To-go, welches ich mir genüsslich beim Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang schmecken ließ.

 

Angekommen in meiner heutigen Unterkunft, dem „Original 1950´s Beach House“ der Gastgeberin Deborah wurde ich freundlich empfangen und Deborah bot mir direkt etwas zu trinken an und war sehr daran interessiert, was ich zu erzählen hatte.

Da ich noch am Tag zuvor ausführlich über meine Reise berichtet hatte, fasste ich mich kurz, um mir nicht wie eine Schallplatte vorzukommen. Was auch gut war, denn Deborah, die ehemalige Büroangestellte und nun freiberufliche Heilpraktikerin hatte viel interessantes zu erzählen. So tauschten wir unsere Weltansichten aus und sie berichtete mir von allen schönen wie komischen Begegnungen, die sie mit dem Vermieten des Zimmers in Ihrer Wohnung bei AirBnB bereits gemacht hatte und offenbarte mir ihren persönlichen Blick auf das „schöne und grüne“ Neuseeland… Was davon besonders hängen blieb: Nach diesem Gespräch beschloss ich, nun vor dem Schwimmen an Flusseinmündungen oder dem Angeln in Flüssen erst darauf zu achten, dass nicht all zu viel Besiedlung am Flusslauf vorhanden ist – denn so etwas wie Kanalisation und Kläranlagen ist in vielen Teilen Neuseelands unbekannt.

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