Da war ich nun – zurück am Auto in Marahau. Der Wetterbericht für die nächsten Tage sah etwas ernüchternd aus. Einen halben schönen Tag noch und dann wieder mal ein Cyklon und ein paar Tage Regen. Immerhin Zeit für 3 Übernachtungen blieb mir noch auf der Südinsel, ehe ich den Leihwagen in Picton zurückgeben musste. Trotz der wundervollen Eindrücke des Tages aus dem Abel Tasman National Park keimte in mir etwas schlechte Laune. Zwar hatte nun schon meine Zeit auf der Südinsel gut eine Woche ausgedehnt und trotzdem blieb noch so viel offen: Kaikoura, Lake Tekapo, Christchurch, Mt. Cook…. Quasi das komplette nordöstliche Viertel der Südinsel. Für die oberste westliche Ecke blieb noch ausreichend Zeit – nur nicht das Wetter.
Angekommen in Takaka hatte ich nicht mehr viele Bedürfnisse. Essen und Schlafen! Das war das einzige, was mir noch fehlte. Die waren schnell gestillt. In Takaka eine gute Portion Fish&Chips und kurz hinter Takaka hatte ein kleines Hostel auch noch ein Bett für mich frei…
Der vorletzte Tag auf der Südinsel…
In der Frühe hatte es sich schon etwas zugezogen. Laut Wetterapp sollte es sich jedoch noch einigermaßen den Tag über halten. Leider war auf die Mail, die ich am abend vorher noch Piero geschrieben hatte, noch keine Antwort eingegangen. So entschied ich, die Gegend alleine zu erkunden und machte mich weiter westlich auf den Weg nach Collinwood.
Alleine blieb ich jedoch nicht lange! Am Straßenrand hielten zwei Frauen – eine ältere und eine jüngere – den Daumen raus. Ich hielt an und konnte den beiden eine Freude damit bereiten, dass ich ebenfalls nach Collinwood fuhr.
Zunächst dachte ich, die beiden seien Mutter und Tochter. Im Gespräch klärte sich jedoch schnell, dass die beiden sich vor kurzer Zeit auf ihrer Reise kennengelernt hatten und seither einfach mal zusammen unterwegs waren. So etwas kommt mir bekannt vor, dachte ich mir…
Laura und Verena wollten in Collinwood noch eine Freundin treffen und dann weiter an die Golden Bay um dort etwas spazieren zu gehen. Das hörte sich in meinen Ohren nach einem guten Plan an und da man sich sympathisch war, beschlossen wir schnell, diesen Plan nach einem Frühstück in Collinwood gemeinsam zu verfolgen.
Dort trafen wir Lisa, die Freundin der beiden. Nach dem Frühstück zog also ich mit den beiden Französinnen und der Belgierin los … hätte mich schlechter treffen können, ging mir so den Kopf..!
Nur 10 KM weiter hielten wir an einem kleinen Parkplatz direkt am Strand. Der tiefste Punkt der Ebbe war soeben vorbei und so bot der Stand viel Fläche für einen ausgedehnten Spaziergang durchs Waat.
Ungefähr 2 Stunden müssen es gewesen sein, die wir da so herumspaziert sind. Mein Entdeckungsdrang war noch nicht gestillt für diesen Tag. Zudem hielt das Wetter besser als erwartet. Die Theatherschauspielerin (Lisa), die Biologie Studentin (Laura) und die Frührentnerin (Verena) hatten auch noch nicht vor, in ihre Unterkunft zurück zu kehren und so folgten wir meinem Plan, den nordwestlichsten Zipfel rund um Puponga einen Besuch abzustatten und dort noch etwas die Gegend zu erkunden.
Hungrig und froh, dem nun doch so langsam einsetzenden Nieselregen so gerade noch entkommen zu sein, kam wir wieder am Parkplatz an. Und nun? Erstmal in Collinwood etwas essen.
Schon wieder Fish & Chips? Viel mehr gabs in Collinwood nicht. Bei dem Hunger, den ich von der vielen Bewegung des Tages hatte, wars mir egal. Zu meiner Freude luden mich meine drei Begleiterinnen als Dankeschön fürs „Taxi spielen“ ein.
Es war nun schon später Nachmittag. Wir hatten uns während der letzten Stunden über vieles unterhalten. Unter anderem über den Cyclon Gita, der am kommenden Tag gegen Mittag nach neuesten Erkenntnissen direkt auf die Golden Bay und Takaka zusteuern sollte.
Immer wiederkehrend hatte ich den ganzen Tag über deswegen die Frage im Hinterkopf, was ich nun machen sollte. Am selben Tag noch die rd. 240 KM (gute 4 Stunden) bis nach Picton? Wäre die sicherere Variante angesichts des Cyclons am nächsten Tag. Lust aber hatte ich nicht, den Tag mit einer solchen Fahrt ausklingen zu lassen und so folgte ich Lisas Empfehlung, im Hostel, in dem Sie untergekommen war, nach einem Bett zu fragen. Und siehe da: Genau ein Bett war noch im YHA Takaka „Annie´s Nirvana“ frei. Perfekt: „Nehm ich“.
Der Abend war ein sehr geselliger mit vielen guten Gesprächen. Laura und Verena schliefen zwar nicht im gleichen Hostel, waren jedoch auch noch eine Weile dort. Um 23 Uhr forderte die Angstellte des Hostels auf, nun zur Nachtruhe nach drinnen zu kommen. Ich verabschiedete mich von Laura und Verena, die nun in Ihre Unterkunft aufbrachen und beschloss, dann auch ins Bett zu gehen. Am nächsten Morgen musste ich ja recht früh raus, damit ich noch rechtzeitig dem Cyclon davonfahren konnte.
Der letzte Tag auf der Südinsel Neuseelands…
Und das klappte auch am nächsten Morgen. Erfreulicherweise war Lisa auch früh wach und so konnte ich mich auch von ihr noch verabschieden, ehe ich mich nach dem Frühstück um kurz vor 10 auf den Weg machte.
Überraschenderweise war das Wetter noch sehr ruhig als ich aufbrach, schlug jedoch kurze Zeit später von jetzt auf gleich um. Es regnete heftig den ganzen Weg bis nach Picton über. Jedoch schotteten die Berge an der Küste den Cyclon scheinbar ganz gut ab. Windig war es, aber nicht so windig, wie ich es erwartet hätte.
Wohlbehalten kam ich nachmittags in Picton an, wo ich erstmal eine Bakery ansteuerte.
Als ich noch im Auto sitzend darauf wartete, dass der Regen nachließ, verriet mir das Radio mit seinen Nachrichten, dass ich scheinbar ein verdammt optimales Timing hatte. Denn nur eine Stunde nachdem ich Takaka Hill passiert hatte, wurde die Passstraße aufgrund etlicher Schlammlawinen gesperrt. Die zu Wort kommenden Experten rechneten mit mindestens einer Woche Aufräumarbeiten, ehe man die Straße wieder würde benutzen können. Da es in Neuseeland häufiger vorkommt, dass manche Regionen nur durch eine einzige Verbindung mit dem Rest des Landes verbunden sind und dies genau auf den Pass über den Takaka Hill zutraf, war ich heilfroh, dort noch in letzter Minute vorbeigekommen zu sein.
Zufrieden mit meinem guten Timing und in Gedanken an die drei „Mädels“, die dort immer noch waren, gab ich mich der restlichen entspannten Abendplanung hin:
Essen (vor der Bakery stand ich ja schon), Schlafplatz suchen, Fähre für den nächsten Tag buchen, etwas bloggen, schlafen.
So vorgenommen, so in die Tat umgesetzt….
Bye Bye Südinsel!
Am nächsten Tag hatte sich das Wetter beruhigt. Statt Regen: Wolkig mit vereinzeltem Druchblitzen der Sonne. Zeit hate ich noch genug, ehe ich den Mietwagen abgeben musste und so ließ ich es ruhig angehen.
Seit Queenstown hatte ich mich nicht mehr so wirklich darum bemüht, Ordnung im Backpack zu halten. Das, was ich jeweils zum Übernachten oder beim Wandern/Sightseeing/Spazieren gehen brauchte, hatte ich mir immer in meinen kleinen Rucksack gepackt aber nicht wieder ordentlich in den Backpack zurückgeräumt. Das Ergebnis: Fast der gesamte Inhalt meines Backpacks war überall im Auto zu finden.
Ein paar Anläufe brauchte es schon, mein Hab und Gut wieder in die beiden Rucksäcke zu bekommen – Ich fragte mich, wie ich all das vor ein paar Wochen überhaupt geschafft hatte, das alles in den Backpack zu bekommen? Als ich mit der Packaktion, der Morgenhygiene und der Müllentsorgung fertig war, schaffte ich es so gerade eben noch rechtzeitig zum Checkout.
Nach etwas rumgekurve auf der Suche nach der ersten Mahlzeit des Tages, dem Volltanken des Autos, der Suche nach der Rückgabestelle des Wagens bei „About New Zealand“ und der dortigen Info, dass ich den Wagen auch bequem am Fährterminal abgeben kann, begab ich mich zu diesem und hatte dort noch gut 2 Stunden, bis ich mich zur Fähre begeben musste.
Auf dem Parkplatz am Fährterminal im Auto sitzend ging ich meinen Gedanken nach. Der vor wenigen Tagen aufkommende Wehmut darüber, die Südinsel verlassen zu müssen, holte mich ohne die gute und gesellige Ablenkung der letzten Tage schnell wieder ein. Wie es den dreien wohl nach dem Cyclon an der Golden Bay festsitzend so erging?
Mit den Gedanken an das bereits erlebte, an die vielen interessanten Gespräche, die wundervolle Natur, der viel zu schnell vergangenen Zeit aber auch an den noch verbleibenden Monat meiner Reise saß ich noch eine Weile im Auto. Zwischendurch ging mein Blick immer wieder auf die Fahrzeuge vor mir, die in einer langen Reihe auf Einlass zur Fähre warteten. Viele Mietwagen, bewohnbare Kombis, Wohnmobile, normale Autos, vereinzelte Motorräder. So schweiften meine Gedanken auch darum, was diese Menschen wohl bisher erlebt hatten und was sie noch erwartete. Trotz des Wartens, unglücklich sah keiner aus. Allenfalls etwas in Gedanken versunken, so wie auch ich vermutlich nach außen hin den Anschein gemacht habe.
Noch eine Stunde bis zur Abfahrt der Fähre. Kurz noch ein Hostel in Wellington gebucht, ein gründlicher Blick durch den Wagen, alle Fächer, ein Rundumblick um den Wagen und ich packte mein Gepäck und begab mich ins Fährterminal zum Check-In. Den großen Backpack gab ich auf, den kleinen Rucksack nahm ich mit. Beim Gedanken an den schönen Marlborough-Sound, durch den die Fähre ihren Weg suchen würde, dem inzwischen deutlich aufgelockerten Wetter und einem Blick auf die Sightseeingpunkte der Nordinsel, die ich mir in Google-Maps gespeichert hatte, ging die verbleibende Wartezeit schnell rum und der Wehmut wich allmählich, wenn er auch nicht gänzlich verschwand.
Die Fahrt durch den Marlborough – Sound war ein echter Genuß. An den Flanken der Berge ringsherum waren immer wieder Anzeichen von Zivilisation zur erkennen, die mit voranschreitender Strecke immer weniger wurden. Eine schöne Aussicht folgte der nächsten. Und so vergingen auch diese ca. 1,5 Stunden durch den Marlborough – Sound sehr schnell.
Während der Überfahrt über die Cook Street nutzte ich die Zeit, um mir im Inneren der Fähre einen Cappu und einen Muffin zu gönnen. Dabei unterhielt ich mich mit einem Maori aus Napier, der gerade mit seinem kleinen Sohn von der Beerdigung seines Onkels kam. Er war sichtlich froh, dass ihn jemand mal für ein paar Minuten aus seinen offensichtlich traurigen Gedanken rausriss und es erfreute mich zu beobachten, wie meine positive Stimmung beim berichten über meine bisherige Reise ihm immer wieder ein Lächeln abrang.
Als wir die Cookstreet passiert hatten, wechselte ich noch mehrmals aufgeregt und voller Neugier zwischen außen und innen um auch nichts von der Südspitze der Nordinsel zu verpassen. Inzwischen hatten sich flächendeckend Wolken vor die Sonne geschoben, was einen den an diesem Tag recht frischen Wind deutlich spüren ließ. Ohne diesen wäre ich sicher die ganze Zeit draußen stehen geblieben.
Und schon bald sah man Wellington:
Mehr von Wellington mit dem nächsten Beitrag!